WILLKOMMEN BEIM POLYLOID FILMFEST
Der Leipziger Osten, insbesondere die Stadtteile Neustadt-Neuschönefeld und Volkmarsdorf, sind durch einen sehr bunten Anteil von Menschen geprägt. Bislang gelang es nur einzelnen Projekten die Bewohner*innen mit ihren vielfältigen Herkünften – ob mit oder ohne Zuwanderungshintergrund – miteinander ins Gespräch zu bringen. Gleichwohl sind je nach Herkunft unterschiedliche Identitäten und Erinnerungskulturen durchaus lebendig und bewusst. Die eigene Herkunft spiegelt sich nicht nur in Bräuchen, sondern ebenso in kulturellen Zeugnissen wider.
Insbesondere das Medium Film mit seiner spezifischen narrativen und ästhetischen Qualität erweist sich als produktiver Zugang zu den Phänomenen von Identität und Herkunft. Film erschließt ein Untersuchungsfeld, dass von der Spannung zwischen Fixierung und Öffnung, Schließung und Aufschiebung, Hybridisierung und (zum Teil bewusst verkehrter) Stereotypisierung geprägt ist. In den letzten Jahren sind zahlreiche Spiel- und Dokumentarfilme sowie künstlerische Arbeiten entstanden, die sich den Themen Identität, Herkunft, Migration und Integration widmen. Neben Unterdrückung und politischer Verfolgung im Herkunftsland werden auch neue, aus der Migration folgende Formen der Marginalisierung und Prekarität sowie Versuche des Neubeginns mit allen daran angelegten Konflikten thematisiert. Identität erscheint hier als vielfach gebrochen und häufig versehrt. Zugleich sind individuelle Lebensentwürfe und Handlungsperspektiven in neu entstehende transkulturelle Räume mit ihren spezifischen Möglichkeiten und Ausdrucksformen in aktiver und aktivierender Manier eingebunden.
Das Polyloid Filmfest möchte eben solche Identitäts- und Herkunftserfahrungen thematisieren und die interkulturelle Verständigung im Quartier über das Medium Film fördern. Gemeinsam Filme zu erleben und darüber in den Austausch zu kommen, sind entscheidende Momente für die Stärkung des Gefühls von Zugehörigkeit – im gesamten Viertel und in der direkten Nachbarschaft.
RÜCKBLICK:
Beim Polywilde spielten die Identitäten der Bewohner*innen eine zentrale Rolle. Wir zeigten Filme von jungen Filmemacher*innen aus verschiedenen Ländern. Gängige Filmfestivals sehen sich vor allem als Ausstellungsort der neusten Filmtrends und als Präsentationsplattform für Filmproduzent*innen, Schauspieler*innen und Produktionsfirmen. Das Polyloid Filmfest bat Filmemacher*innen die Möglichkeit ihre Filme zu präsentieren und somit einen unmittelbaren Einblick in ihre kulturelle Gegenwart zu ermöglichen. Im Anschluss an die Filmvorführungen konnten wir in zahlreichen Filmgesprächen – per Skype auch über Ländergrenzen hinweg – einen direkten Austausch mit dem Publikum ermöglichen. Hierbei brachte sich auch
das Publikum mit großem Interesse und zahlreichen Nachfragen beispielsweise zum derzeitigen Aufenthaltsort und Alltag der Protagonist*innen des Films oder neuen folgenden Filmprojekten ein.
Die Filmauswahl für die Wunschloid Reihe folgte dem Ansatz der partizipativen Kulturarbeit. Dafür wurden die Bewohner*innen des Viertels über eine multilinguale Postkartenaktion aufgefordert drei Wunschfilme aus ihrer Heimat anzugeben. Die Filmvorschläge konnten postalisch oder per Mail an das Polyloid Team geschickt werden. Insgesamt entschieden wir uns für neun Filme aus der DDR, Deutschland, Tunesien, Kanada, Großbritannien, Italien, der UDSSR und Kasachstan. Das Polyloid Filmfest wurden in seiner ersten Ausgabe gut angenommen und soll nun mit einem leicht überarbeiteten Konzept erneut im Sommer 2018 stattfinden.