Gemeinsam mit der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung veranstalten wir in den kommenden Monaten vier Podiumsdiskussionen zu aktuellen gesellschaftsrelevanten Themen.

DIE TERMINE:

12.09.2023 Leben im Iran zwischen Protest und Unterdrückung

Ein Gespräch mit der Dresdner Künstlerin Nazanin Zandi

September 2022: Ausgelöst durch den Tod der 22-jährigen Jina Mahsa Amini kommt es im Iran zu friedlichen Demonstrationen gegen das Mullah-Regime. Es ist die größte Protestbewegung in der vierzigjährigen Geschichte der Islamischen Republik. Frauen nehmen in der Öffentlichkeit ihren Hijab ab und protestieren auf der Straße – mit ihnen Männer, junge und alte Menschen, Vertreter:innen aller drei ethnischen Gruppen. Das Regime antwortet mit der brutalen Niederschlagung der Demonstrationen, Menschen werden verhaftet, gefoltert und hingerichtet, Schülerinnen werden vergiftet.

Mehr Aufmerksamkeit für die Menschen im Iran und mehr politische Unterstützung der demokratischen Bewegung fordern vor allem Exiliraner:innen und Menschen mit iranischen Wurzeln in Deutschland: unter ihnen Journalist:innen, Wissenschaftler:innen und Musiker:innen. Unser Gast ist die aus dem Iran stammende Dresdner Künstlerin Nazanin Zandi. Sie erzählt uns von ihrer Familie im Iran, dem Kampf der Zivilgesellschaft gegen das Regime, und berichtet auch von ihrer eigenen Geschichte und ihrem Engagement für die iranische Gesellschaft.#

28.09.2023 Politische Sekten als Triebkräfte der gesellschaftlichen Spaltung: Reichsbürger, Querdenker und Co.

Plötzlich im Lockdown die Kinder zuhause unterrichten müssen, die Gefahr des wirtschaftlichen Ruins, soziale Isolation und Angst vor dem Virus, aber auch große Vorbehalte gegenüber den neuen Impfstoffen: Die Corona-Pandemie hat unser Alltagsleben von heute auf morgen verändert und viele Menschen verunsichert. Wie man in dieser Krise handeln sollte, daran scheiden sich die Geister – manchmal sogar innerhalb von Familien und Freundeskreisen. Einige Menschen fühlen sich fremdbestimmt und nehmen Medien, Wissenschaft und Politik als Feinde wahr. Überzeugender scheinen ihnen Verschwörungsmythen, die von populistischen Bewegungen, Internet-Communities, esoterischen oder sektenartigen Gruppen verbreitet werden. Häufig ist das der erste Schritt in einen Radikalisierungsprozess, der in Überlegenheitsgefühlen, sozialer Abschottung und immer öfter auch Gewalt mündet.

Die beiden Referenten Sebastian Trept und Felix Schilk möchten dieses Phänomen gemeinsam mit dem Publikum diskutieren, zusammen Ursachen ergründen und persönliche Erfahrungen austauschen. Dabei sollen moderne Verschwörungserzählungen kritisch analysiert und der Frage nachgegangen werden was Menschen dazu bringt, sich in einem Netz von Scheinwahrheiten zu verlieren. Abschließend sollen Strategien entwickelt werden, wie mit Verschwörungsgläubigen im privaten Umfeld umgegangen werden kann.

24.10.2023 Der russische Krieg in der Ukraine und die Schlacht der Propaganda

Seit über einem Jahr prägt der russische Krieg in der Ukraine unsere Nachrichten. Erdgasreserven, verschleppte Kinder, gesteigerte Militärausgaben und natürlich die militärische Entwicklung vor Ort sind seither Teil des öffentlichen Diskurses. Dabei wird wieder einmal deutlich, dass militärische Konflikte nicht nur auf dem Schlachtfeld, in den Munitionsfabriken oder im Cyberspace entschieden werden, sondern auch von der öffentlichen Meinung abhängen. Der Kampf um Deutungen wird von allen Seiten betrieben. Dabei lässt sich beobachten, dass die demokratische Regierung der Ukraine und die autokratische russische Führung völlig konträre Darstellungen verbreiten. Die jeweiligen Narrative beeinflussen die Ereignisse und werden von beiden Parteien strategisch eingesetzt.

Im Vortrag beleuchten die Referenten Sebastian Trept und Felix Schilk die ukrainischen und russischen Versionen der Wahrheit und setzen sie in einen historischen und aktuellen Kontext. Es wird geklärt, in welchem Verhältnis Realität, Propaganda und Verschwörungserzählungen zueinander stehen und diskutiert, worin sich die ukrainischen und die russischen Erzählungen unterscheiden.

02.11.2023 Kontroverse Proteste: Demonstrationen als gesellschaftlicher Zündstoff

Das Recht auf Demonstrationen ist ein hohes Gut. An vielen Orten der Welt – im Iran, in Russland oder China beispielsweise – kann es Menschen ihr Leben kosten, wenn sie auf den Straßen für die Freiheit demonstrieren. In Deutschland wird das Recht, sich zu versammeln und die eigenen Meinungen kundzutun, sowohl durch das Grundgesetz als auch durch europäische Verträge garantiert. Gleichzeitig wirken manche aktuellen Demonstrationsformen und Protestaktionen auf breite Teile der Gesellschaft verstörend.

So gibt es in Sachsen seit einigen Jahren Demonstrationen, die sich populistisch je nach aktueller Lage gegen Geflüchtete, gegen Corona-Maßnahmen oder die Energiepolitik der Bundesregierung richten. Organisiert und geführt werden sie teilweise durch rechtsextremistische Parteien und Bewegungen, die auf diese Weise den Anschluss an die Mitte der Gesellschaft suchen.

Es gibt aber auch radikale Protestaktionen der Letzten Generation gegen die Klimakrise. Sie sollen die Regierung zum schnelleren Handeln zwingen

Hier stellt sich die Frage: Rechtfertigt ein hohes Gut wie der Erhalt unseres Planeten für nachkommende Generationen auch radikale Formen des Protests – bis hin zu Straftaten?

Mit unserer Reihe suchen wir nach Antworten auf Fragen, die viele Bürgerinnen und Bürger beschäftigen: Wo sind Grenzen des Protestes? Was ist ziviler Ungehorsam? Gefährden aktuelle Protestbewegungen den gesellschaftlichen Zusammenhalt? Bringen sie Radikalisierungsgefahr mit sich?

Nach kurzen Inputs der eingeladenen Wissenschaftler zu aktuellen Protestbewegungen und zur Protest-Geschichte in der DDR und der BRD eröffnen wir die Diskussion und freuen uns auf einen Austausch mit Ihnen.

Unsere Gäste sind:

Dr. Piotr Kocyba, Protestforscher und Ostmitteleuropaexperte vom Else-Frenkel-Brunswik-Institut der Universität Leipzig und Vorstandsmitglied des Instituts für Protest- und Bewegungsforschung.

Dr. Alexander Leistner, Protestforscher an der Universität Leipzig Institut für Kulturwissenschaften. Arbeitsschwerpunkte: DDR-Opposition, ostdeutsche Protestkultur, Gewaltsoziologie.