Ausstellung: Normierte Welt

Vom heutigen, normierten Leben in der „DDR-Platte“

Vom 01. bis zum 17. September präsentierte der Pöge-Haus e.V. seine neue Ausstellung „Normierte Welt“. Darin zu sehen waren Fotografien der drei Leipziger Künstler Christoph Liepach, Fabian Heublein und Louis Volkmann. Kuratiert wurde die Ausstellung von Stefan Kausch in Kooperation mit den drei Fotografen. Auf den Bildern zu sehen sind vor allem Motive von Menschen, die bis heute in Wohnungen leben, die zu DDR-Zeiten errichtet worden sind. Wie wohnt es sich heute in diesen durchgeplanten Räumen und Gebäuden, die ja auch schon eine lange Geschichte erfahren haben? Welche Wirkung haben diese auf uns, welche Möglichkeiten bietet diese Architektur uns, sich ihrer habhaft zu werden und sie als neuen Lebensraum anzueignen.

Auf den Bildern von Fabian Heublein posieren die Personen vor Ihren Wohngebäuden, in Privat-, Hobby-, oder Arbeitskluft. Die Spannung zwischen Alltagsleben und der DDR-Architektur im Hintergrund ist zu spüren, aber sie dominiert nicht die jeweiligen Bilder. Es wirkt alles wie ein normaler Tag in dem jeweiligen Leben des Portraitierten. Die Bilder-Reihe heißt „WBS 70“ (Abkürzung für die Wohnungsbauserie 70), benannt nach einem typischen in der DDR verwendeten Typ eines Wohnhauses in Plattenbauweise der in den 1970er Jahre entwickelt und auch in den 1980er Jahren noch gebaut wurde. Auf einigen Bildern sehen wir wiederum schon die Sanierungsspuren der Nachwendezeit.

Im Werk von Louis Volkmann „Bilder einer modernen Post“ sind die Personen in den Bildern geradezu provozierend abwesend und doch ihre Spuren irgendwie spürbar. Er hat die Leipziger Hauptpost fotografiert, kurz vor Ihrem Umbau. In den Bildern finden sich deshalb noch die Spuren menschlichen Gebrauchs der portraitierten Räume. Aber es wird auch deutlich, wie funktional und auch klassisch-modern dieses Gebäude gebaut wurde. Diese wird uns fehlen, gerade nach seinem Umbau …

Bei den Aufnahmen von Christoph Liepach vermischen sich die Zeiten. Eigentlich sehen wir Bilder von Menschen vor DDR-Platte, irgendwo im Osten der Republik. Wir sehen Kinder auf Spielplätzen, Omas und andere Personen, alles mit einem Gelbstich in den Bildern ein wenig zu stark gefiltert. Doch sind das überhaupt aktuelle Bilder, oder vielmehr nostalgische, verklärte Bilder einer vergangenen Zeit? Oder gar propagandistische Bilderstrecken aus dem Schatz der DDR-Kulturproduktion?

Die drei Foto-Positionen lassen uns über das Fortleben der DDR-Architektur heute nachdenken. Was bleibt an Erinnerungen, Rekonstruktionen, an Aneignungsmöglichkeiten? Was verklären wir und was wollen wir vielleicht auch vergessen? Die Ausstellung bietet vielfältige Möglichkeiten, sich mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft unserer bebauten Umwelt zu beschäftigen, egal, ob sie nun eine DDR oder eine anderen Baurationalität besitzt.