Anlässlich des 30. Jahrestages der Friedlichen Revolution und ihrer Auswirkungen auf die 1990er Jahre erinnert die Ausstellung des Pöge-Haus e.V. an diese turbulente Zeit, die Lebenswege entscheidend prägte und sowohl persönlich als auch kollektiv bis heute nachwirkt.

Gerade im Leipziger Osten werden die sich teils widerstreitenden gesamtgesellschaftlichen – vielleicht zu lange aus dem öffentlichen Bewusstsein verdrängten – Veränderungen im Ostdeutschland der 1990er Jahre sichtbar: Bürgerinitiativen wurden im Sinne demokratischer Selbstermächtigung gegründet, der unternehmerische Geist beflügelt und Betriebe abgewickelt, Kündigungswellen erfassten beinahe jede Familie, ganze Häuserzeilen fielen der Abrissbirne zum Opfer, alte Nachbar*innen gingen und neue kamen – im Mikrokosmos des Leipziger Ostens verdichteten sich die kollektiven Erfahrungen der Wende und Nachwendezeit wie in einem Brennglas.

Wie bereits in den Vorgängerprojekten „Alle unsere Träume“ (2015) und „Hafen der Stadt“ (2018) kommen auch im dritten Teil der Veranstaltungsreihe des Pöge-Haus e.V. die Menschen im Viertel zu Wort. Für die Ausstellung wurden Zeitzeug*innen befragt, die hier gelebt, gearbeitet oder sich politisch wie gesellschaftlich engagiert haben. Welche Stimmung herrschte rund um die Eisenbahnstraße? Wie hat sich seitdem das Viertel und seine Bewohnerschaft gewandelt? Mit diesen und vielen anderen Fragen können die Besucher*innen in den Audiobeiträgen, begleitet von den beeindruckenden dokumentarischen Fotografien von Martin Jehnichen, jener Auf-, Um – und Abbruchzeit im Leipziger Osten nachspüren.

Foto: Martin Jehnichen

 

Gefördert vom Kulturamt der Stadt Leipzig.